Diese Geschichte schrieb @sabine50katharina Gedankenspiel

Glaubst du an etwas?

Umhüllt von Urvertrauen und Liebe hatte sich mir diese Frage nie gestellt. Alles war gut, so wie es war. Mein Herz war stark und mutig. Brave Heart.

Jetzt ist mein Urvertrauen beschädigt; mein Herz gebraucht und angegriffen. Nun schleicht sich die Frage von hinten heran. Habe noch keine Antworten. Oder vielleicht doch: Ich glaube an eine Zeit im Baumhaus. An zwei Teenager. An Träume, Schokolade und ganz viel Vertrauen.

Die Beine baumeln in der Luft, Vögel zwitschern, Schmetterlinge, blauer Himmel und ein Stück Schokolade. Das ist Kindheit. Du warst immer schon da und hast auf mich gewartet. Du warst immer zu früh und ich immer ein bisschen zu spät. Doch das störte uns nicht. Du zähltest Schmetterlinge und schautest Löcher in den Himmel. Du wusstest ja, dass ich kommen würde. Wann, war nicht wichtig. Nur das.

Am Ende möchte ich genau da wieder landen. Mit baumelnden Beinen im Baumhaus. Dort, wo alles begann. Die Träume, die Wünsche und das Gefühl fliegen zu können. Einen Ort und Menschen zu haben, der voller Schutz und Vertrauen ist und wo alles möglich scheint und ist.

Im Hier und Jetzt fehlt oft ein solch geschützter Rückzugsort und meist auch die „Erlaubnis“, sich zurückziehen zu dürfen. Wo ist das Baumhaus von heute?

Manchmal erschrecke ich vor der Banalität des eigenen Lebens. Geht es Dir auch so? Neben all dem Funktionieren im Beruf und im Alltäglichen drängen immer mehr Fragen in den Vordergrund: Was macht Sinn? Ist alles Illusion? Was bedeutet Glück? Wie viel Kraft hat die Liebe? Und wie oft kann ein Herz brechen?

Meine ganz persönliche Herausforderung: emotional überleben! Mit all den Gefühlswirrungen und Irrungen, all dem Hagel an Emotionen und dem täglichen Wahnsinn.

Roger Willemsen hat mal gesagt: „Der Kopf ist doch nur gut, wenn er fühlt. “Manchmal würde ich gerne den fühlenden Kopf ausschalten, nur Luft holen, tief einatmen. Ganz frei von Gefühl. Nur Sauerstoff für Lunge und Blut, um dann wieder ruhiger und klarer zu fühlen.

Im 360-Grad-Panorama im Pergamonmuseum in Berlin fühlt man sich ein bisschen wie im Baumhaus der Geschichte. Hoch oben über der alten Stadt mit zirpenden Grillen und Menschengewirr, schaut man aus der Gegenwart in die Vergangenheit und weiß nicht so recht, wo und wer man ist. In dieser Welt, in der man doch nur ein so winziger Teil des großen Ganzen ist.

Ein bisschen ist Zugfahren wie im Baumhaus sitzen. Man kann Gedanken fliegen, die Beine baumeln lassen, in den vorübergleitenden Himmel schauen, Schokolade essen und über Sätze von Friedrich Nietzsche nachdenken wie „Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie?“ Oder „Zu jeder Seele gehört eine andere Welt.“

Dann reißen mich Sätze des Zugführers aus meinen Gedankenfliegern heraus. Sätze wie: „Wir sind zum Halt gekommen, weil wir zu früh sind.“ Zu früh?

Oder „Wir arbeiten am Problem“. Wäre es nicht zielführender, an einer Lösung zu arbeiten?

Aus meinen Gedanken herausgeworfen und weder hier noch dort zu sein, fühle ich mich wie in einer Zwischenwelt. Bis ich aussteigen muss und in einer Realität ankomme. Welcher auch immer.

Lass uns eine Uhrzeit vereinbaren, an dem wir jeden Tag kurz die Augen schließen, aneinander denken und im Baumhaus unserer Kindheit sitzen.

Es ist nicht abwegig, dass es passiert. Gleichzeitig ist es Illusion.

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