Diese Geschichte schrieb @Ina_schreibt Drama

Gebrochen

Sanft fuhr er durch Emmas hüftlanges blondes Haar, während er verträumt den Horizont betrachtete. Das Blutrot des Abendhimmels war so eindrucksvoll und mächtig, wie seine Freude über das Glück, mit Emma im Arm den Sonnenuntergang zu erleben, der die Erde langsam in dunkle Schatten hüllte. Sie saßen alleine am Ufer des Sees, längst waren auch die letzten Badegäste nach Hause gegangen. Die laue Sommernacht, sie hätte ewig andauern können, doch die Zeit war unbarmherzig und schien einzig bei Emma eine Ausnahme gemacht zu haben, deren Seitenprofil er in der Abenddämmerung betrachtete. Sie war auf eine wundersame Art ewig jung, wie er lächelnd feststellte. Ein lang gehegter Wunsch bohrte sich urplötzlich drängend an die Oberfläche. Wie gerne würde er ihr jetzt so nah sein wie noch nie zuvor. Vereint in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Niemand würde sie sehen können wenn sie nur noch ein Stück Richtung Bucht liefen. Seine wachsende Begierde wich jeglicher Vorsicht und noch ehe er weiter überlegen konnte spürte er ihre Lippen. Warm und weich, genau wie er es sich vorgestellt hatte. Erschrocken drückte Emma ihn von sich weg, bevor sie von seinem Schoß zurück auf ihr Handtuch glitt und sich mit dem Handrücken angeekelt über ihren feuchten Mund wischte. Entsetzt blickte sie zu ihm auf und scheute jede weitere Berührung. »Ach komm schon…« überging er ihr Ausweichmanöver neckisch und glitt mit seiner sonnengebräunten Hand über ihren dünnen Oberschenkel. Rasch war er auf den Beinen, ergriff ihre Hand und zog sie Richtung Uferkante. »Willst du jetzt noch schwimmen gehen?«, fragte Emma erschrocken über die Plötzlichkeit seiner Handlung und gleichermaßen erstaunt, war er es doch gewesen, der sie vor etwa 30 Minuten angeschnauzt hatte endlich aus dem Wasser zu kommen, damit sie nicht nass in sein Auto steigen würde. »Sonst musst du wohl nackig neben mir sitzen«, hatte er noch gescherzt und ihr zugezwinkert, was Emma die Schamesröte ins Gesicht getrieben hatte. »Nicht ganz«, wisperte er nun begierig. Wie das Kaninchen im Angesicht der Schlange erstarrte sie, als er ihren Körper fest an sich presste und die Hände ihren Rücken hinab gleiten ließ. Sie war wie gelähmt, nicht fähig sich von ihm zu lösen oder ihm mit Worten Einhalt zu gebieten. Emma hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, spürte die Angst die ihr die Kehle zuschnürte. Warum nur tat er das? Sie hatte keine Chance, er war größer und wesentlich kräftiger als sie und schien wie in Ekstase. Emma spürte seinen schnellen Atem an ihrem Hals, zugleich verschränkte sie die Arme vor der Brust, doch es half nichts, achtlos fiel ihr Bikinioberteil zu Boden, dessen Schleife er in Sekundenschnelle geöffnet hatte. Als kurz darauf auch das Bündchen ihrer Badeshorts nachgab und diese nun ebenfalls in den Sand rutschte fühlte Emma nichts als Ohnmacht. Sie wollte das nicht, wollte das er endlich aufhörte – aber Kopf und Körper versagten jegliche Reaktion. Es ist bestimmt, weil ich auf seinem Schoß saß, dachte sie beschämt.

»Wie schön du bist«, schnaufte er, als er einen Moment von ihr abließ um sich wie ein gehetztes Tier seiner Bermudashorts zu entledigen. Sofort war er wieder bei ihr, stieß sie mit Leichtigkeit rücklings in den Sand. Trotz der Wärme unter ihr fror Emma entsetzlich als er sich über sie beugte. »Bitte…«, presste sie mühsam hervor. »Hey!«, brüllte plötzlich jemand. Zwei Männer, einer mit Handy am Ohr, rannten in großen Schritten auf das Paar zu. Im selben Moment, wie der Mann ihren Peiniger am Arm griff und grob von ihr runter zerrte, brachen bei Emma alle Dämme. Sie begann haltlos zu schluchzen, krümmte sich zitternd im Sand und war kaum mehr zu beruhigen. Eilig griff der zweite Mann nach einem der Badetücher in das er Emma behutsam einwickelte. »Ist ja gut«, flüsterte er und nahm sie schützend in den Arm. »Polizei«, gab der Erste sich nun zu erkennen. »Ich weiß nicht wie Sie das erklären wollen. Und zieh dich endlich an, verdammt!«, fügte er zornig hinzu, unendlich dankbar rechtzeitig dagewesen zu sein. »Sie hat doch nicht gesagt, dass sie das nicht möchte«, staunte Ralph als sei er sich keiner Schuld bewusst, zugleich lächelte er süffisant.

Dem Beamten standen abgrundtiefer Hass und Ekel gleichermaßen ins Gesicht geschrieben.

»Sie ist höchstens 11«, zischte er ihm wutentbrannt entgegen.