Alpseefeeling
Inmitten der majestätischen Bergwelt Bayerns, eingebettet zwischen sanften Hügeln und tiefgrünen Wäldern, liegt der Alpsee. Sein kristallklares Wasser, das den Himmel widerspiegelt, und die idyllische Landschaft, haben den See schon immer zu einem Ort der Sehnsucht und Inspiration gemacht.
Eines warmen Sommertages wanderte die junge Sandra am Ufer des Alpsees entlang. Trotz des schönen Ausblicks war sie traurig. Hier wollte sie mit Lukas hin. Den Mann, den sie geliebt hatte, und einen Antrag hier machen. Doch er machte Schluss und sie musste alleine hier hin.
Sicherlich hatte sie bemerkt, dass er gerade viel alleine tat und sie nicht mitnehmen wollte, aber nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass er sie nicht mehr liebte. Fünf Jahre waren sie zusammen. Sie lebten in einer Wohnung, hatten einige gemeinsame Hobbys, aber auch welche getrennt. Man sagte mal zu ihr, die perfekte Mischung für eine lange Beziehung. Aber nun stellte sich heraus, dadurch hatte Thomas jemand anderes kennengelernt, die sehr viel mehr mit ihm teilte.
Schluchzend setzte sie sich auf eine Steinwand, der die Liegewiese von dem Sandstrand trennte.
Melancholische Lieder sang jemand leise. Passend zu ihrer Stimmung. Sie blickte hinter sich. Dort saß ein Mann auf einer Decke, hatte seine Lider geschlossen, die Finger glitten über die Seiten der Gitarre und er sang dazu. Die Traurigkeit war nicht nur in seiner Stimme zu hören, auch sein Gesicht zeigte es und das auch wegen der Tränen, die eine nasse Spur auf seinen Wangen hinterließ, die nur von seinen dunklen Locken aufgehalten wurden.
Als er seine Lider öffnete, sah er mit hellbraunen Augen in ihre Richtung. Verschämt wandte sie sich ab. Er hörte auf zu spielen und am liebsten würde sie nachsehen, warum er es getan hatte. War es wegen ihr? Wollte er keine Zuschauer?
Eine Bewegung neben ihr ließ sie aufsehen. Der Mann setzte sich zu ihr. »Du siehst so aus«, sagte er leise und richtete dabei seine Gitarre, »dass du genau weißt, wie sich mein Song anfühlt.«
Langsam nickte sie. Er begann wieder zu singen. Sie mochte es ihm zu zuhören.
»Ich heiße Casper und du?«, fragte er, als er das Instrument in die Wiese legte.
»Sandra.«
»Wie lange ist die Trennung bei dir her?«
»Gestern.«
»Bei mir auch.«
»Du hast den Song geschrieben?«
Er bejaht es.
»Gefühlvoll.«
»Danke.« Er blickt zur Strandbar mit Restaurant auf der anderen Seite. »Es soll keine Anmache sein, aber vielleicht hast du Hunger und Lust mit jemanden zu reden, dem es geht wie dir?«
Statt ihr antwortet ihr Magen mit einem lautem Knurrgeräusch.
»Heißt das ja?«
Schmunzeln nickte sie. Beide standen auf. Er holte schnell seine Sachen und sie gingen zur kleinen Gaststätte, die sich dort befand. Mit Casper konnte sich Sandra sehr gut unterhalten. Am Ende des Tages konnte sie auch wieder lachen. Wie es sich herausstellte, war es seine Ex, die nun mit ihrem Lukas zusammen war. Und dieser Gedanke tat ihr schon etwas weniger weh.
»Sehen wir uns morgen?«, fragte sie am Abend, als sie zum Auto liefen.
Er öffnete seinen Kofferraum und legte die Gitarre hinein. »Gerne.« Aus der Tasche seines Instrumentes zog er eine Visitenkarte. »Melde dich, wenn du wach bist.«
Sie nickte. Beide umarmten sich. Sie waren verletzt worden, doch Sandra und auch Casper wussten, die Welt würde sich weiter drehen. Nicht, weil man sich Hals über Kopf neu verliebt hatte, aber weil der Grundstein für eine Freundschaft gelegt war. Und wer weiß, vielleicht standen die beiden ein Jahr später wieder an dieser Stelle.