Diese Geschichte schrieb matejleto.de @matejleto Humor/Satire

Die Bewerbung

Lukas bremste instinktiv, als er die Leuchtkelle bemerkte. Er fuhr den Wagen an den Straßenrand und ein Polizist schlenderte auf ihn zu.

„Guten Abend“, sagte er, wohl wissend, dass dies nur für einen von beiden zutraf. „Kommissar Krupp. Na, wir haben’s wohl eilig, was?“

„Nein, eigentlich nicht. Dann hätte ich ja wohl kaum angehalten“, gab Lukas bereitwillig Auskunft.

Die Laune des Polizisten schlug um. „Vorsicht, Freundchen. Wir können auch ganz anders!“

„Tja, öh …“, räumte Lukas ein.

„Zeigen Sie mir mal Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere!“

Lukas klappte die Sonnenblende herunter. Unerwartet fiel ihm der Fahrzeugschein in die Hände.

„Den Führerschein hätte ich dann auch gerne!“ erinnerte Krupp.

„Das geht nicht“, bedauerte Lukas. „ Der liegt noch bei Ihren Kollegen.“

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie momentan über keine gültige Fahrerlaubnis verfügen?“

„Was?“

„Sie haben gar keinen Führerschein?“, wiederholte Krupp.

„Doch, schon.“

„Wo ist Ihr Führerschein denn dann?“

„Wenn ich das mal wüsste…“ Lukas zuckte mit den Schultern. „Wir würden wohl kaum darüber debattieren, wenn ich wüsste, wo sich der Herr Führerschein gerade rumtreibt, oder?“

Der Polizist hörte gar nicht richtig zu. Konzentriert versuchte er, die Eintragung des Kennzeichens zu entziffern. „Sagen Sie mal, wie lautet das Kennzeichen noch gleich?“

„Steht doch da.“

„Dann lesen Sie das mal bitte vor.“

„Kann ich nicht, ist zu undeutlich.“ Lukas kniff die Augen zusammen. „Da ist wohl mal Tinte drübergekippt worden. Oder Gulasch?“

„Bitte was?“

„Das blaue Zeug im Füller. Oder ein ungarisches Fleischgericht.“

„Jetzt ist es aber …“ Krupp atmete durch. „Sie können mir doch sicher sagen, wie das Kennzeichen lautet, oder?“

„Nein, das weiß ich nicht.“

„Wie kann man denn sein eigenes Kennzeichen nicht kennen?“

„Ach so, das meinen Sie. ER 123. Ganz einfach.“ Er lächelte den Polizisten freundlich an.

Krupp warf mit besonders energischem Stirnrunzeln erneut einen Blick auf den Fahrzeugschein und ging nach vorne, um das Kennzeichen zu inspizieren. Er kontrollierte den Fahrzeugschein noch einmal und kam dann zur Fahrertür zurück.

„Da steht nirgendwo ER 123. Wie kommt das?“ fragte er, mittlerweile allem Anschein nach auch persönlich sehr an diesem Widerspruch interessiert.

„Das wundert mich nicht“, erläuterte Lukas. „Das ist ja nicht mein Wagen.“

„Was? Sie fahren mit einem gestohlenen Auto?“

„Der Wagen ist geklaut?“

„Das frage ich Sie!“

„Ach so!“ Lukas atmete auf. „Da bin ich aber beruhigt.“

„Dann weiß der Fahrzeughalter, dass Sie momentan damit fahren?“

„Das glaube ich kaum, wir kennen uns ja gar nicht.“

„Sie kennen sich nicht.“ Krupp nickte resignierend und fragte sich, womit er das verdient hatte.

„Nein, zumindest kommt mir der Wagen nicht übermäßig vertraut vor“, fuhr Lukas fort. „Also nehme ich an, dass mir auch der Besitzer unbekannt ist und dass dieser Umstand wohl auf Gegenseitigkeit beruht.“

„Also ist das Fahrzeug doch gestohlen!“

„Jetzt doch?“ Lukas schaute ehrlich erschüttert drein. „Das wusste ich nicht! Wann wurde er denn als gestohlen gemeldet?“

„Noch gar nicht. Aber das tut doch auch nichts zur Sache! Sie haben ihn unerlaubt entwendet!“

„Na, jetzt müssen Sie mir aber mal erklären, wie ich um diese Uhrzeit eine Erlaubnis bekommen soll?“, beschwerte Lukas sich. „Ich kann ja schlecht mitten in der Nacht klingeln und die Leute aus dem Schlaf reißen. Das wäre nun wirklich etwas unhöflich.“

Krupp bekam langsam aber sicher genug von dieser Art der Unterhaltung, die nicht zu dem führte, was er sich erhofft hatte – nämlich ein schnelles Bußgeld und ein ruhiges Ende seiner Schicht.

„Was ist denn hier los?“ Endlich bequemte sich auch sein Kollege zu ihnen.

Krupp winkte genervt ab. „Nur ein Bewerber für den ‚Depp des Tages‘-Award.“

„Und, wie stehen die Chancen?“

„Ausgesprochen gut.“ Krupp winkte Lukas aus dem Wagen. „Steigen Sie mal aus.“

„Okay.“ Lukas grinste dümmlich. „Hab ich jetzt was gewonnen?“

„Allerdings.“ Der zweite Polizist klopfte ihm auf die Schulter. „Und jetzt raten Sie mal, was man da so kriegt.“

„Als Depp des Tages?“ Lukas sah ihn freudestrahlend an. „Das ist einfach. Eine Uniform!“