Diese Geschichte schrieb taraundtristan.de @nancyomreg Liebesgeschichte

Schokoladenliebe

„Werde doch endlich grün!“ Genervt trommelte ich mit den Fingern auf mein Lenkrad, während ich das böse Rot der Ampel nicht aus den Augen ließ. In fünfzehn Minuten würde mein Lieblingssüßigkeitenladen schließen, wo es die leckeren Nougattütchen gab. Es war das einzige Geschäft, welches diese führte und ich brauchte sie heute nach diesem Tag unbedingt.

Der Laden lag ausgerechnet am anderen Ende einer großen Einkaufspassage. Ich war froh, dass in dessen Parkhaus Frauenparkplätze eingerichtet worden waren, die nahe am Eingang lagen. So würde mir wenigstens das Rennen von einem weit entfernten Parkplatz erspart bleiben.

Wenige Minuten später raste ich daher zielgerichtet zu den Frauenparkplätzen und blieb abrupt stehen. Es war nur noch einer frei und auf diesem parkte soeben ein Mann sein Auto seelenruhig ein.

Was für eine Dreistigkeit! Wutentbrannt stieg ich aus und klopfte an seine Scheibe. Er kurbelte sie herunter und noch bevor er etwas sagen konnte, polterte ich bereits los: „Kannst du nicht lesen? Hier ist ein großes Schild, auf dem steht ‚Frauenparkplätze!“ Wild fuchtelnd armte ich ein überdimensionales Schild nach.

Der Mann ließ mich meinen Tobsuchtsanfall lächelnd beenden und zeigte dann zwinkernd hinter sich. „Ich habe meinen Rollstuhl dabei. Natürlich würde ich auch viel lieber auf diesem Parkplatz stehen“, er zeigte in Richtung der Behindertenparkplätze. „Nur leider steht da bereits eine Frau, die es scheinbar noch eiliger hatte als du.“

Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, doch mir fiel keine passende Antwort ein. Während ich immer noch wütend, aber geschlagen vor ihm stand, holte der Mann geschickt seinen Rollstuhl aus dem Auto und setzte sich hinein. In diesem Moment kam die besagte Frau, welche wahrhaft sehr unbehindert zu sein schien, stieg in ihr Auto und fuhr davon.

Der Behindertenparkplatz war nun frei. Ich schaute zu dem Mann, der gerade sein Auto abschloss. „Bitte, du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass ich jetzt noch umparke?“

Panisch blickte ich auf meine Armbanduhr. Noch 8 Minuten blieben mir, um meine Nougattütchen zu bekommen.

„Stell dich auf den Behindertenparkplatz. Ich gebe dir meinen Behindertenausweis dafür und sollte jemand fragen, bin ich mit dir hier, ok?“ Der Mann zog seinen Ausweis aus seiner Tasche und reichte ihn mir. Ich nickte dankbar und parkte ein.

„Wohin willst du denn so eilig?“, fragte er mich, als ich bereits losrannte.

„Zu Sweet & Sour, nur da gibt es meine Nougattütchen“, rief ich ihm über meine Schulter zu. „Hey, dort will ich auch hin. Ich bin süchtig nach diesen Tütchen. Wer zuerst da ist!“, lachte er und sauste in einem Affenzahn an mir vorbei. Ich stutzte und rannte ihm hinterher. Auf halber Strecke hielt er abrupt an.

„Komm, spring auf meinen Schoß, da bist du schneller.“ Ich wollte erst protestieren, doch die Zeit lief mir davon. Also atmete ich tief durch und setzte mich vorsichtig auf seine Beine.

„Lehne dich ein bisschen zurück, sonst sehe ich nichts“, meinte er und schon schossen wir die Gänge entlang. Ich war beeindruckt von seiner Kraft.

3 Minuten vor Ladenschluss erreichten wir unser Ziel. Zum Glück standen wir freudestrahlend mit den Nougattütchen in den Händen vor dem Laden, als hinter uns bereits die Gitterrollos herunter-gelassen wurden.

„Hm, ein Kaffee dazu wäre doch schön. Darf ich dich auf einen einladen?“, fragte mich der Mann und grinste mich an. Seine Grübchen passten dabei hervorragend zu seinen frechen, braunen Augen.

„Gerne“, schmunzelte ich. Langsam schämte ich mich für meine Szene auf dem Parkplatz. Der Mann wirkte doch sehr nett.

„Wie heißt du, Parkplatzdieb?“, neckte ich ihn, um die Situation für mich etwas erträglicher zu machen. Er lachte.

„Ich heiße Tom. Und wie heißt du?“ Ich grinste.

„Sophie.“

„Freut mich, Sophie. Du bist eigentlich ganz süß, wenn du nicht gerade einen Tobsuchtsanfall bekommst“, zwinkerte er mir zu. Ich wurde merklich rot.

„Es darf mich eben nichts von meinen Nougattütchen trennen“, schmunzelte ich verlegen.

„Ich werde es mir merken“, meinte Tom. Sein Unterton gefiel mir. Wir holten unseren Kaffee und da es nur Stehtische gab, setzte ich mich wieder auf seinen Schoß.

Wir bekamen nicht mit, wie unser Kaffee immer kälter wurde, genauso wenig, wie wir die Durchsage hörten, dass die Einkaufspassage nun schließe. Zu sehr waren wir in unseren Kuss vertieft. Das Einzige was wir bemerkten, waren die Nougatschmetterlinge in unserem Bauch.