Diese Geschichte schrieb sakuyasblog.blogspot.de @gedankenchaotiin Romance / Drama

Erinnerungen verblassen nie

Mit einem verzweifelten Aufschrei fegte Benita die Keksdose vom Küchentisch und sah dabei zu, wie sämtliche Kekse in der Dose zerbröselten. Einige zerfielen komplett, anderen brach nur eine Ecke ab, aber eines hattest sie alle gemeinsam: Keines blieb ganz.

Und genauso fühlte sich gerade Benitas Herz an. Mit Rissen und abgebrochenen Ecken. Und ein Teil von ihr war sogar komplett zerbrochen. Mit einem Schluchzen ließ sich Benita zu Boden gleiten, hockte sich inmitten all der zerbröselten Kekse. Sie steckte sich ein paar davon sogar in den Mund und kaute nicht nur wütend, sondern auch verzweifelt darauf herum.

Ihre ältere Schwester Leonie, die ihr vor ein paar Tagen erst davon erzählt hatte, dass ihre Mutter Marion nicht mehr lebte und sich seitdem ein wenig um Benita kümmerte, stürmte sofort in die Küche. Fassungslos stand sie im Türrahmen und blickte auf das bizarre Bild, dass sich ihr gerade bot.

Noch nie hatte sie ihre Schwester so verzweifelt gesehen und im ersten Moment wusste sie gar nicht, wie sie reagieren sollte. Obwohl sie nur Halbgeschwister waren und verschiedene Mütter hatten, liebte Leonie ihre kleine Schwester wie ihre eigene und vielleicht war sie auch deshalb gerade ein wenig überfordert.

Erst als Benita den Blick hob und sie die Tränen in den Augen ihrer Schwester sehen konnte, glitt sie zu ihr auf den Boden und zog die Jüngere in ihre Arme.

„Was machst du denn?“, flüsterte Leonie leise und strich ihrer Schwester über den Rücken.

„Ich .. wollte .. ich habe Kekse gebacken, aber dann ist mir bewusst geworden, dass ich nie wieder gemeinsam mit Mama Kekse backen kann. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich die Keksdose einfach vom Tisch gefegt habe“, fing Benita an, auch wenn ihre Erzählung immer wieder von neuem Schluchzen unterbrochen wurde.

„Ach Beni“, flüsterte Leonie leise und drückte ihrer Schwester einen Kuss auf die Schläfe.

„Komm, ich helfe dir beim Aufräumen und dann backen wir neue Kekse. Die packen wir in eine neue Dose und bringen sie Marion. Was hälst du davon?“

Im ersten Moment wollte Benita den Kopf schütteln, nickte schließlich aber dennoch. Sie erhob sich nur langsam und half Leonie dabei, die Unordnung zu beseitigen, die sie veranstaltet hatte, bevor sie tatsächlich von neuem begann, ein Blech Kekse nach dem anderen zu backen.

Und als sie später mit der Lieblingsdose ihrer Mutter an deren Grab stand, wusste sie, dass sie zwar nie wieder gemeinsam Kekse backen konnten, aber dass die Erinnerung daran niemals verblassen würde. Egal, wie schmerzhaft es sich auch gerade noch anfühlte.